Erzähllust

Im Erzählen bricht die Ewigkeit an

Gepostet am 13 Okt 2015

Erzählen ist für uns Menschen so selbstverständlich wie Essen und Trinken. Im Erzählen teilen wir unsere Erlebnisse mit, verändern sie mitunter, geben ihnen einen Sinn. Erzählen umschließt die Banalitäten des Alltags ebenso wie Grundfragen der menschlichen Existenz. Es öffnet Zugänge zur Welt, zum Anderen, zum Ich. Es ist eine dialogische Form des Miteinanders, der Teilhabe am Schicksal anderer. Erzählen und Zuhören sind die beiden Seiten der gleichen Münze. Diese Münze ist ein unersetzbares humanes Kapital.

Gegenwärtig gewinnt die alte Kunst des mündlichen Erzählens wieder steigende Wertschätzung, und zwar als radikale Gegenkultur zur Hegemonie der Medien. Diese alt-neue Kunst lebt von der Unmittelbarkeit, dem 1:1Kontakt zwischen Erzählenden und Zuhörenden, in denen beide gemeinsam in ihren Köpfen imaginäre Welten erschaffen. Eine Unmittelbarkeit, in der wir Raum und Zeit vergessen, in der die Uhren stillstehen. Im Erzählen bricht die Ewigkeit an!

Kristin Wardetzky